Public Viewing: Schluss mit der Verhinderungspolitik!

Die SVP der Stadt Schaffhausen nimmt Stellung zur Haltung des Stadtrates zum Public Viewing während der Euro 08.

27. März 2007 von Daniel Preisig

Der Stadtrat möchte die öffentlichen Live-Vorführungen während der Euro 08 aus dem Herzen der Altstadt verbannen. Gleichzeitig stellt er einen rigorosen Strauss von Auflagen und Bedingungen mit unübersehbarem Verhinderungscharakter. Fazit: Den Veranstaltern könnte unter diesen Umständen leicht die Lust vergehen und die Schaffhauser Bevölkerung geht am Schluss leer aus...

Während sich andere Städte regelrecht um die vom Bund initiierten UBS-Arenen reissen, verzichtet der Schaffhauser Stadtrat auf eine Bewerbung. Dazu kann man ein gewisses Verständnis aufbringen: Auch uns schmerzt es im Herzen, wenn statt dem vertrauten, heimischen Falken ein grünes Carlsberg von der Leinwand flimmert. Das offenbar unverhandelbare Konkurrenzverbot sowie verlangte Kostenübernahmen durch die Standortgemeinde sind verständliche Gründe für ein Nein zu diesem Projekt.

Das Nein aus dem Stadthaus war jedoch viel mehr als nur ein Nein zum Projekt UBS-Arena. Der Stadtrat verband damit einen ganzen Strauss von Auflagen und Bedingungen für andere, potenzielle Bewerber. Der darin unübersehbare Verhinderungscharakter könnte anderen Veranstaltern den Spass am Organisieren und Investieren tüchtig verderben.

Versetzen wir uns in die Lage eines Veranstalters und erstellen eine Milchbüchlein-Rechnung zu den Fixkosten eines solchen, einmonatigen Anlasses: Zuerst die Videowand. Die Spiele beginnen schon um 18:00 Uhr. Auf einem flimmernden Beamer mit Bettlaken ist im Juni um sechs Uhr abends nur eines sehen – die Sonne. Für die Übertragung wird also eine tageslichttaugliche LED-Videowand benötigt (bekannt vom HB Zürich). Kostenpunkt alleine für die Monatsmiete in der Hochsaison: ab 50'000 Franken. Dazu kommen eine Tribüne mit Teilüberdachung, Licht, Beschallung, Rund-um-die-Uhr-Arealbewachung, Bar-Inventar, Übertragungsgebühren, sanitäre Anlagen, Sicherheit, Personal, Werbung und und und. Die Milchbüchli-Rechnung zeigt schnell: Wer hier investiert, muss ein paar Hunderttausende in die Hand nehmen. Es handelt sich um ein hochriskantes Projekt in der finanziellen Grössenordung einer Eigentumswohnung. Es wird schnell klar: Wer hier investiert, ist eher ein Wohltäter als ein Investor mit Gewinnabsichten.

Im krassen Gegensatz dazu liest sich die Stellungnahme des Stadtrates: (Zitat von Stadtrat Käppler aus den SN vom 24. Februar) «Wir gehen davon aus, dass sich mit einer solchen Veranstaltung auch Geld verdienen lässt». Die Idee, dass die Stadt eine Miete kassieren kann, sollte sich der Stadtrat schnellstens abschminken, es sei denn, er möchte gar nicht, dass sich jemand für die Organisation bewirbt.

Eine weitere Bedingung für die Finanzierbarkeit eines solchen Anlasses ist ein starkes Sponsoring von privater Seite. Dabei spielt der Standort ein entscheidender Faktor. Sponsoren brauchen Publizität. Für eine Veranstaltung auf einem Parkplatz neben einer viel befahrenen Strasse werden sich schwerlich gute Sponsoren finden lassen.

Aber es gibt noch andere Gründe, warum dieser einmalige (!) Anlass in die Altstadt gehört! Zwei Millionen Steuergelder wurden in die Hand genommen, um den Herrenacker in einen Veranstaltungsplatz mit entsprechender Infrastruktur zu verwandeln. Doch davon will der Stadtrat heute nichts mehr wissen! Dabei bietet der Herrenacker geradezu die ideale Kulisse für einen solchen Anlass! Wer die riesigen Fan-Meilen während der WM in den deutschen Städten miterlebte, der kann sich gar nicht vorstellen, dass dies in unserer Stadt ein ernsthaftes Thema ist. Während der WM war das ganze Land in Hochstimmung und auf den Gassen unterwegs: In Köln tanzte man vor dem Dom, in Stuttgart auf dem Schlossplatz! Niemand wäre auf die Idee gekommen, die Fan-Meilen aus den Zentren zu verbannen!

Dieses Vorgehen ist alter Trick unserer Verwaltung, wenn sie nein meint und ja sagen will. Man verbietet eine Veranstaltung nicht direkt. Das ist toll: Der Stadtrat kann in die Mikrofone sagen: «Ja! Wir sind dafür!». Kaum sind die Mikrofone aus, wird an den Auflagen geschraubt, bis den Veranstaltern die Luft ausgeht und sie das Handtuch werfen müssen.

Wenn dem Stadtrat etwas daran liegt, dass wir Schaffhauserinnen und Schaffhauser die Euro 08 gebührend erleben dürfen, muss er schleunigst nochmals über die Bücher gehen: Aus den Auflagen und Bedingungen mit Verhinderungs-Charakter sollte ein konstruktives Zusammenarbeiten unter Partnern werden. Und: Das Public Viewing gehört auf den Herrenacker!

 

SVP der Stadt Schaffhausen
Daniel Preisig