Zur Frauenquote im oberen Kader der Stadt Schaffhausen
In seinem Leserbrief vom 31. Januar bezeichnete der Co-Präsident der SP der Stadt Schaffhausen, Patrick Portmann, die SVP-Fraktion als die Ewiggestrigen, dabei unterstellte er den Mitgliedern, sie hätten sich gegen Teilzeitarbeit von Frauen in der Stadtverwaltung ausgesprochen.
Lieber Paddy Portmann; wenn man andere schlecht machen will, dann sollte man sich besser infor-mieren, über was diese gesprochen haben. Beim Geschäft des Grossen Stadtrates vom 20. Januar 2015 handelte es sich um den Bericht des Stadtrates zum Postulat von Christine Thommen „Mehr Frauen in der Chefetage der städtischen Verwaltung.“ Es ging also nicht generell um mehr Frauenstellen in der Stadtverwaltung, denn insbesondre im unteren und mittleren Kader liegt die Frauenquote gemäss Aus-führungen des Stadtrates heute schon weit über 35 Prozent, sondern der Fokus war auf Frauen für das obere Kader gerichtet. Und dazu stellte der Stadtrat in seinem Bericht, der viel ausführlicher ausfiel als nur auf die im Postulat gestellte Forderung einzugehen, einen Strauss von Massnahmen vor. Und zu diesen Massnahmen, Vorkehrungen also, welche dazu beitragen sollten, damit mehr Frauen für die Chefetage rekrutiert werden können, äusserte ich mich als Fraktionssprecher skeptisch bis ablehnend.
So lehnt die SVP/EDU-Fraktion die Formulierung einer Frauenquote als Zielvorgabe in einer „schrift-lich fixierten Personalpolitik“ von 35 Prozent vehement ab. Aus unserer Sicht gilt es, die Kaderstellen mit den dafür am besten geeignetsten Personen zu besetzen. Denn, ob das anvisierte Ziel besser umgesetzt und erreicht werden kann, wenn die Personalpolitik schriftlich formuliert und in den Legislaturzielen verankert ist, bezweifeln wir. Im Gegenteil, wir befürchten, dass dies zu Fehleinstellungen führt, nur der Quote willen. Wir meinen, es hängt schlicht von Angebot und Nachfrage ab, ob eine Stelle mit einer Frau besetzt werden kann, denn gerade in den technischen Be-rufen fehlen diese. Die Qualifikation muss entscheidend sein, nicht das Geschlecht. Wir glauben, jeder Vorgesetzte handelt bei Einstellungen heute schon so, dass er die Person mit den besten Voraussetzun-gen bzw. Qualifikationen für die Stelle einstellt. Aus unserer Sicht spielt das Geschlecht eine untergeordnete Rolle, matchentscheidend sind Qualifikation und Bereitschaft, zum angebotenen Lohn die Kaderstelle anzunehmen.
Um aufzuzeigen wie absurd die Formulierung einer solchen Zielvorgabe ist, wurde von mir als Bei-spiel die Besetzung einer Kaderstelle im Finanzreferat durch den Finanzreferenten der letzten Amtspe-riode, dem heutigen Stadtpräsidenten Peter Neukomm, erwähnt. Hier wurde ein bestens qualifizierter Mann eingestellt, u. a. deshalb, weil sich schlicht keine Frau für diese Stelle bewarb. Leider verstand der Stadtpräsident dieses Beispiel völlig falsch, weshalb er lautstark über mich als Sprechenden her zog (siehe auch SN vom 21. Januar 2015).
Von der vom Stadtrat vorgeschlagenen Teilzeitarbeit von leitenden Angestellten halten wir nicht viel. Jobsharing heisst der Lösungsansatz, das verursacht aber wesentlich mehr Aufwand und Umtriebe für Vorgesetzte und Verwaltung in der Koordination und in Absprachen. So ist zu befürchten, dass die eine Person am Morgen etwas anordnet, was am Nachmittag oder am nächsten Tag von der Kollegin wieder korrigiert und anders beordert würde. Damit entstehen Leerläufe, von Effizienz kann keine Rede sein.
Auch der Möglichkeit, dass Angestellte des oberen Kaders die Arbeit von zu Hause aus, im Home Office, ausführen können, stehen wir eher skeptisch gegenüber. Ganz abgesehen davon, dass dies auch nur bei ganz wenigen Stellen innerhalb der Stadtverwaltung möglich ist. Denkbar z. B. für eine Proto-kollführerstelle oder für eine Stelle in der Rechtsberatung. Undenkbar aber für all jenen Bereiche, in welcher der Datenschutz nicht so ganz einfach zu bewerkstelligen ist, wie auch bei den Stellen von Pflegeberufen, wo die Arbeit eben am Menschen, in den Altersheimen anfällt oder bei Stellen mit Schalterbetrieb.
Unverständlich für unsere Fraktion ist auch, dass der Stadtrat die Leistungs- und Zielvorgabe bei der Mitarbeiterbeurteilung für seine Familienpolitik missbraucht. So hat er für eine von drei Zielvorgaben für die laufende Betrachtungsperiode angeordnet, dass „jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter min-destens einen Vorschlag bis zur nächsten Qualifikation einreicht, welche Strukturen und Organisatio-nen im eigenen Bereich benötigt werden, um die Attraktivität der Stadtverwaltung als familienfreund-liche Arbeitgeberin (Vereinbarkeit Familie und Beruf) zu erhöhen“. Unsere Fraktion ist klar der Mei-nung, dass die Leistungs- und Zielvereinbarung mit solchen Leistungszielen zur Farce wird.
Dies sind nur ein paar der von uns im Rahmen der Ratssitzung aufgezählten Gründe, die aus unserer Sicht gegen eine Quotenfestsetzung für Frauen im oberen Kader sprechen. Wir möchten nochmals mit aller Deutlichkeit festhalten, dass für uns, in der heutigen Zeit Frauen in der Verwaltung das natür-lichste der Welt sind, dies ist für uns eine Selbstverständlichkeit. Wir wehren uns aber gegen unrealis-tische Massnahmen, mit denen man den Frauenanteil mit Zwang erhöhen will.